Eure Kinder sind nicht Eure Kinder.

Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.

Sie kommen durch Euch, aber nicht von Euch und obwohl sie mit Euch sind, gehören sie Euch doch nicht.

 

Ihr dürft Ihnen Eure Liebe geben, aber nicht Eure Gedanken.

Sie haben ihre eigenen Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen.

Denn ihre Seelen wohnen in einem Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in Euren Träumen.

 

Ihr dürft Euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht

sie Euch ähnlich zu machen.

Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Ihr seid die Bogen, von denen Eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.

Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit und er spant Euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen,

Lasst Euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;

Denn so wie er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

 * von Khalil Gibran


Geschirr abwaschen, um Geschirr abzuwaschen

Aus: Das Wunder, wach zu sein. Ein Meditationsbuch von Thich Nhat Hanh*

„In den USA habe ich einen guten Freund, der Jim Forest heißt. Im letzten Winter besuchte mich Jim. Gewöhnlich wasche ich das Geschirr ab, wenn wir das Abendessen beendet haben und zwar bevor wir uns hinsetzen, um mit allen anderen zusammen Tee zu trinken. Eines Abends fragte mich Jim, ob er das Geschirr abwaschen dürfe. Ich sagte: „Tu das! Doch wenn du das Geschirr abwäschst, musst du die Art und Weise kennen, wie man das tut!“ Jim erwiderte: „Aber Thay, du glaubst, ich weiß nicht, wie man Geschirr abwäscht?“ Ich antwortete: „Es gibt zwei Methoden, das Geschirr abzuwaschen. Die erste ist die, dass man Geschirr abwäscht, um sauberes Geschirr zu haben, die zweite Methode – ich wasche Geschirr ab, um Geschirr abzuwaschen.“ Jim war begeistert und sagte: „Ich wähle die zweite Methode – ich wasche Geschirr ab, um Geschirr abzuwaschen.“ Von da an verstand es Jim, Geschirr abzuwaschen. Ich übertrug ihm die `Verantwortung´ dafür. 

„... über die Achtsamkeit sollte man wissen, während man Geschirr abwäscht, wäscht man nur das Geschirr ab. Das bedeutet, dass man während man das Geschirr abwäscht, sich vollkommen der Tatsache bewusst ist, dass man gerade Geschirr abwäscht. Auf den ersten Blick mag das ein bisschen albern erscheinen: Warum soviel Nachdruck auf eine so einfache Sache legen? Aber das ist genau der Punkt, Quang. Die Tatsache, dass ich dort stehe und diese Schüssel abwasche, ist eine wunderbare Wirklichkeit. Ich bin völlig ich selbst, auf meinen Atem achtend, mir meiner Gegenwart bewusst und bewusst meiner Gedanken und Handlungen. Es gibt keine Möglichkeit, dass ich unachtsam hin- und hergeschleudert werde, wie eine Flasche, die auf den Wogen hierhin und dorthin gestoßen wird.“

„... wenn wir beim Geschirrabwaschen nur an die Tasse Tee denken, die auf uns wartet oder irgendetwas anderes, das in der Zukunft liegt und wir uns deshalb beeilen, um das Geschirr aus dem Weg zu räumen, dann ´waschen wir nicht das Geschirr ab, um das Geschirr abzuwaschen und was noch mehr ist: Wir sind nicht lebendig während des Geschirrabwaschens. Tatsächlich sind wir nicht fähig, das Wunder des Lebens zu erfassen, während wir abwaschen. Wenn wir das Geschirr nicht richtig abwaschen können, besteht die Gefahr, dass wir auch unseren Tee nicht richtig trinken können. Während wir die Tasse Tee trinken, werden wir nur an andere Dinge denken und uns wird der Tee in den Händen kaum bewusst.“

*Englische Ausgabe: The Miracle of Being Awake – A Manual of Meditation für the Use of Young Activists.

 


Selbstportrait Viktor Frankl um 1990
Selbstportrait Viktor Frankl um 1990

Viktor Frankl Aussagen:

Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muß, und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll, und nun scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er eigentlich will.

 

Das Schicksal gehört zum Menschen wie der Boden, an den ihn die Schwerkraft fesselt, ohne die aber das Gehen unmöglich wäre. Zu unserem Schicksal haben wir zu stehen wie zu dem Boden, auf dem wir stehen – ein Boden, der das Sprungbrett für unsere Freiheit ist.

 

Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt. Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte, der dem Leben zu antworten - das Leben zu ver-antworten hat.

Die Geschichte von den zwei Wölfen

Ein alter Indianer sitzt mit seiner Enkelin am Lagerfeuer und erzählt ihr folgende Geschichte: „In jedem von uns tobt immer wieder innerlich ein Kampf, so wie zwischen 2 Wölfen.

 

Der eine Wolf ist böse.

Er kämpft mit Neid, Eifersucht, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Lügen, Überheblichkeit, Egoismus und Missgunst.

 

Der andere Wolf ist gut.

Er kämpft mit Liebe, Freude, Frieden, Hoffnung, Gelassenheit, Güte, Mitgefühl, Großzügigkeit, Dankbarkeit, Vertrauen und Wahrheit.

 

Das kleine Mädchen schaut eine Zeitlang ins Feuer, dann fragt es: „Und welcher der beiden Wölfe gewinnt?“

Der alte Indianer schweigt. Nach einer ganzen Weile antwortet er: „Der, den du fütterst.“

Quelle unbekannt

 Wir können jeden Tag aufs Neue entscheiden, welchen Wolf in uns wir füttern … oder „Energy flows where attention goes“ sagen hawaiianische Schamanen.